„Nebenrinnen am Niederrhein – Raum für europäische Flussnatur an der Wasserstraße“

Abschlusstagung der LIFE-Projekte „Fluss- und Auenrevitalisierung Emmericher Ward“ und „Nebenrinne Bislich-Vahnum“

Ende September trafen sich in Rees Flussexperten aus Deutschland, den Niederlanden und Österreich zur zweitägigen Abschlussveranstaltung der beiden EU-LIFE+ Natur-Projekte „Nebenrinne Bislich-Vahnum“ und „Fluss und Aue Emmericher Ward“. Dank der Umsetzung der zwei Projekte in den vergangenen Jahren gibt es jetzt eine neue durchströmte Rhein-Nebenrinne bei Emmerich und einen neuen Seitenarm des Rheins bei Bislich-Vahnum.

Etwa 80 Teilnehmer, darunter Vertreter der involvierten Behörden, der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR), der Naturschutzverbände und anderer Organisationen folgten der Einladung und traten in einen regen Erfahrungsaustausch. Sie diskutierten Ergebnisse und Erfahrungen aus dem mehr als zehnjährigen Planungs- und Realisierungsprozess im Spannungsfeld von Wasserstraße, Hochwasser- und Naturschutz. Nutznießer dieses Austausches sollen die großen europäischen Fluss- und Auenkorridore im Netzwerk NATURA 2000 sein. Dort stehen weitere Verbesserungen des Erhaltungszustandes an.

Die beiden Projektleiter der NABU-Naturschutzstation Niederrhein, Klaus Markgraf-Maué und Dr. Thomas Chrobock, stellten die Nebenrinnenprojekte am Niederrhein vor. Sie dokumentierten bereits erste Erfolge, wie zum Beispiel eine hohe Jungfischdichte strömungsliebender Arten in der Nebenrinne Emmericher Ward.

Es folgten Vorträge unter anderem zu Erfahrungen mit Nebenrinnen an den niederländischen Rheinarmen, an Elbe und Donau. Luc Jans berichtete für Rijkswaterstaat über die in drei Jahrzehnten gesammelten Erfahrungen mit insgesamt über dreißig Nebenrinnen in den Niederlanden. Ein umfassendes Monitoringprogramm begleitet die Projekte. Davon profitierten auch die beiden Nebenrinnenprojekte am Niederrhein. Christian Baumgartner berichtete von Maßnahmen im Nationalpark Donau-Auen unterhalb Wien. Großdimensionierte Ableitungen sind hier die Grundlage für das Entstehen neuer dynamischer Fluss- und Auenlebensräume neben der Wasserstraße. Georg Rast, Fluss-Experte beim WWF brachte Erfahrungen von Oberrhein und Elbe ein. Frank Collas von der Radboud Universität Nijmegen berichtete von ersten Ergebnissen der ökologischen Begleituntersuchungen zu Parallelwerken an den niederländischen Rheinarmen, die auf ein hohes ökologisches Potenzial dieser Wasserbauelemente im Strom hinweisen.

Im Rahmen einer moderierten Diskussion mit Vertretern der involvierten Bundes- und Landesbehörden und der IKSR wurden die Herausforderungen und Perspektiven dieses Instruments der Fluss- und Auenrevitalisierung erörtert und im Kontext der europäischen Naturschutzrichtlinien an den als Wasserstraßen genutzten Flüssen weitergedacht.
 

Projektleiter Klaus Markgraf-Maué im Gespräch mit (v.l.)
Dietmar Abel vom WSA Duisburg-Rhein,
Bernd Neukirchen vom Bundesamt für Naturschutz,
Detlef Reinders von der Bezirksregierung Düsseldorf und
Dr. Anne Schulte-Wülwer-Leidig von der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins.
 

 
Anschließend vertieften die Teilnehmer zentrale Themen und Handlungsfelder in drei thematischen Workshops: Nebenrinnen und Wasserstraße, Morphodynamik und Unterhaltung, Ökologie – Arten – Lebensräume. Am Abend gab es eine kleine gemeinsame Feier zur erfolgreichen Realisierung der Projekte „Fluss-und Auenoptimierung Emmericher Ward“ und „Nebenrinne Bislich-Vahnum“.

Am zweiten Tag führten Exkursionen zu den beiden Projektgebieten am Niederrhein und einer Nebenrinne in der Klompenwaard an der Waal in den Niederlanden.

Wesentliche Aspekte und Ergebnisse der Diskussion aus Sicht des Veranstalters:

> Die ökologische Qualität von Nebenrinnen steigt allgemein mit der Tiefe der Anbindung an den Hauptstrom und damit der Häufigkeit der Durchströmung.

> Beispiele von der Donau und von den niederländischen Rheinarmen belegen, dass Nebenrinnen auch bei Anbindung auf Niedrigwasserniveau und darunter ohne Beeinträchtigung der Wasserstraße funktionieren können.

> Fehlende Morphodynamik ist ein maßgeblicher ökologischer Engpass; Morphodynamik entsprechend ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Nebenrinnen; dafür braucht es Raum für eigendynamische morphologische Prozesse im Umfeld der Nebenrinnen.

> Nebenrinnen sind Teil eines dynamischen Flusssystems; Anpassungen und Interventionen zum Erhalt der Funktion sind einzukalkulieren.

> Am deutschen Rheinabschnitt besteht im Hinblick auf Maßnahmen zur Fluss- und Auenrevitalisierung gemäß EU-Wasserrahmenrichtline (WRRL) ein gravierendes Umsetzungsdefizit; an den niederländischen Rheinarmen beleben bereits über dreißig durchströmte Nebenrinnen den Strom, in NRW liegen neben den NABU-Projekten einzelne Machbarkeitsstudien vor; die Maßnahmen liegen jedoch auf Eis.

> Die Verteilung der Zuständigkeiten auf Bund und Länder und die damit verbundenen rechtlichen Rahmenbedingungen an den Bundeswasserstraßen behindern weiterhin maßgeblich die Realisierung der notwendigen Maßnahmen; die Behörden warten auf die Reform der Wasserstraßenverwaltung (WSV) und Novellierung des BWStrG, das die eigenständige Durchführung von Maßnahmen ökologischer Zielsetzung durch die WSV ermöglichen soll.

> Die WSV reklamiert für diesen Fall erheblichen Personal- und Zeitbedarf, bevor sie zusätzliche Aufgaben übernehmen kann.

 

 Die im Programm entsprechend markierten Beiträge können Sie unter dem Menüpunkt Vorträge einsehen.

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